Dienstag, 31. Dezember 2013

Koggen und Segelzeichen

ein Jahr zwölf Texte
von 
Reinhard Eberl-Pacan

- Copyright© Reinhard Eberl-Pacan Berlin
- „Alle Rechte vorbehalten“
- Selbstverlag 2008

Koggen und Segelzeichen
Der Hafen, der Sturm, der Vulkan, das Elixier und die Rückkehr bildeten den ursprünglichen Zyklus unter dem Titel Küsse und Zärtlichkeiten, der – übersetzt in Koggen und Segelzeichen – dem Band Gerüst und Tempo gab.
Eine Reise, eine Seereise von Sehnsucht und Kraft.
Sie beginnt im Hafen. Unruhig schaukelt das Schiff Gestaden noch, unruhig schlagen die Segel im Wind gegen den Mast, gleich den Hufen eines nervösen Pferdes scharren Scharniere gegen ihre Fesseln, tänzelt die Takelage in den engen Riemen, beladen ist das Schiff mit der Last großer Frachten, einer Sehnsucht, die sich nicht begnügen will, mit den Untiefen trüber Tümpel.

Inhalt
der Hafen............................. 5
mein Schatz........................... 7
der Morgen 1.......................... 8
der Morgen 2.......................... 9
unsere Liebe......................... 11
der Sturm............................ 12
der Vulkan........................... 13
Leuchtende........................... 15
das Elixier.......................... 16
Flügel des Sommers................... 17
tags................................. 19
die Rückkehr......................... 20
Glossar.............................. 21

Sonntag, 6. März 2011

Edelstein im Meer der Kiesel

Du Edelstein schimmerst im Felsen,
darunter ich Kiesel liege.

Leise knirscht der Sand mir und langsam schiebt mein
Bett mich in des Baches kühles Tal, aus den
hohen trauten Wäldern tritt zum Trank
edles Wild zart und bloß auf blanke Flur.

In der lustig Wellen Spiel spiegeln Schuppen
sich, Glitzern Sehnsucht weckt in mir nach Deinem
fernen Schein. Einsam fällt‘s ins Auge
mir, Dunkel schließt mein zitternd Lid zur Ruh.

Nur in Träumen küss' ich Dich, fernes Glück, ich
komm zu Dir und mit Dir nur spreche ich, denn
als einst ich schlief, war ein Samen da, gesät
von Dir, daraus ein Bild es wächst in mir.

Ein Bild gemalt in meinen Sinn, ist gereift
ein Ton, ein Lied gelegt in meinen Geist, in
Deinem Schoß ein Kleinod wacht und lebt
im Tag der Liebe nur ein hoher Traum.

Weiches Wasser morgens kühlt das Herze mir,
gnädig Welle meine kalte Wange küsst,
und der allerhellste Morgenstrahl,
bricht glänzend aus der Wolken klaffend Kluft,

zeigt tausend Kiesel um mich her, Kiesel, ge-
schliffen auf dem Weg zum Meer, zeigt Deinen Fels,
Deinen Ort, in Deinem Licht, gleichsam
in Deinem Glanz erwache ich, ein kalter

Kiesel nur, ein brennend Herz und um mich her
nur grauer Staub der steinern Zeit. So kommt ein
neuer Tag, einer von tausenden
von Tagen in abertausenden von

Jahren, die mich, der einst gebrochen wurde aus
dem tiefsten Steine dort im fernsten Gebirg‘
von dort hierher getragen, gekrochen zu
den golden Füßen Dir. Nun bin ich hier.

Kommt ein Tag, der die Tage mehrt, die ich ge-
blickt ins Firmament, die ich geweint gelacht
wo ich gesehnt gedacht nur Dich, den
Edelstein. Dann warst Du da und in mein

Herz ein Sehnen strahlt, so neu erwacht, ein Strahl
von Dir nur hat es geweckt, so selige
Erinnerung, so nah, ein Funke glimmt,
in mir vor Glück ein lichtes Segel weint.

Der Sonne letzter Schein gleitet in die Dämm‘rung mich, in die
Nacht und sie birgt mein müdes Sehn. Der Tag er
zieht mich weiter fort, der Fels mit Dir,
er steht am festen Ort noch seh‘ ich Dich,

noch sehnt mein Blick Dein nahes Glück, doch Sonne
taucht ins Abendrot und Wasser gräbt ein Bett dem
Tod, ein Abschied noch des Scheidens Schmerz
und Träne bricht stumm aus dem steinern Herz.

Ich muss geh‘n, mich zieht der Bach in mir, doch selbst
im Finstern spür ich Dich und greift mein Geist Dein
Lächeln sich, ein Blitz erhellt die fins-
t‘re Nacht, grell ein Donner schallt und aus den

Wettern, dunkle Winde, hallt ein Schrei, er fällt
den bebend Hain und auch der Fels, entzwei, er
zittert nun in wilder Pein und in
der tiefsten Not, der größten Flut der Fels,

er stöhnt und lässt Dich frei, Du Edelstein, ein Schimmer
nur von Blau ein Hauch, ringsumher, wirft Dich nah
zu mir ins Kieselmeer. All der Schliff
so rund um Dich, glänzt Dir nah, Facetten

scheint Dein Licht, so frei von nah, Dein Lied es klingt
nun fort in mir. Wir hör‘n, wo unsre einig
Seele birgt ein Band und unser Sein
wird innig Ketten gleich, flutend Sand

treibt zwischen uns und unser Wille kreist, denn
listen ab der Erde wir den tausendlan-
gen Weg; doch reicht die eine müde
Kraft für die eine Drehung nur, einzig

möglich hin zu Dir - dringt meine Zeile durch
des Wassers rauschend Klang und blüht sodann für
diesen Sang dein Ohr und greift graue
Muschel Dich mein Herz aus Gram Dein Herz aus

Stein? „Ein trautes Treffen, wie ein Pfeil aus Blut,
ein Augenblick, ein Liderschlag Wange an
Wange, fügt Lippe an Lippe sich
und Poren meiner Kieselhaut spüren

schwärmend hold die Hitze deiner heißen Glut
ein Kuss entführt die Sinne mir, dem Stein und
in die tiefsten Tiefen Deiner Hand
da dring ich ein und öffne Deinen Strahl,

die Wundgeburt sie füllt Dich und mich mit Meer.
Wir zwei sind eins im Strahlenland so bedeckt
von Staub, versteckt von Laub, erkennen sich
im Wogenraum, die Schale schwillt, wir lieben

dämmernd uns im Sonnensand, glücksgekoste
Stunden, klare tiefe funkelnde Saphire“
Noch zwei Spiegel sind‘s eingebettet
zwischen Himmeln und den Wassern. DOCH ACH

die letzte Welle sinkt am leeren Strand,
das Beet bleibt leer und Schweigen tropft aus Furchen
Deiner Spur, Dein Schimmer bricht sein Bann,
verborgen bleibt im Traum, ein Körnchen heiß wo

Du wohl einst gelegt Dein Schattenkleid, von Blu-
men feinst und jetzt so bleich die blaue Träne
Deiner Schönheit weiht, die leise Stimm‘
nur bin ich, im tosend Strudel rauschen

Bäche mein, sie flehn nach Dir, ein traurig‘ Sänger
stummgeweint, so bleib ich hier, ein kaltes Grab,
ein leises Weh, ein Glitzern noch von
weit weit her, mein Boot allein, es treibt so

schwer der Duft zu Regenland und Nebelsee.

Mittwoch, 2. März 2011

dada


(“This month is fit for little” Syvia Plath)

schuldig, der winter
will schuldig, weiße
eiszapfen erhängen sich
glasig an gedenken
 
flüchtig, der raureif
will flüchtig, reifer
dunst, dunkel begatten sie
schweigend schwingen schwäne sich
hinüber, gefroren seen
 
fliehend, der nebel dichter
für immer fliehend

Mittwoch, 17. November 2010

Weiß der Morgen

Dämm’rung wort erschafft das licht
Dunkelt noch nach nachtigall
Die schlagend längst vorüberzog
Sang vor der morgenglocken schall
Ersten schatten wirft das lied:

„Tanz liebchen tanzDie zeit gehört Dir ganz
Die nacht sie schenkt’ Dir brot und wein
Wird daraus ein kränzelein
Tanz liebchen tanz“

Die gärten greift der morgen sich
Lauschten sie der nachtmusik
Die fülle unser’n sinnen bot
Abschied künd’t Dein wunderblick
Abschied flieht uns wunderlich

Du weißt von Tagen
die mit Tränen wir kauften
Du weißt ich sehe
ich sehe Dich noch
lüge mit Stunden ein trockenes Aug

Du weißt von Nächten
die in Schobern wir steckten
Du weißt ich spüre
ich spüre Dich noch
schlage mit Dunkel das Dünkel des Herzens

Du weißt von Morgen
die uns Worte verrieten
Du weißt ich liebe
ich liebe Dich noch
setze mit Reden den Träumen ein Ende

Dienstag, 20. Juli 2010

7 Zeilen Sommer











Sommerliebe Sommerleid
In Himmeln hängen Blaue Zweige 


Von der Sonnenglut ein Gruß
In der Häuser Hitze
Keine Bleibe 


draußen nur weht laue Luft
Unsern  Leibern  kühlen Duft

Freitag, 2. Oktober 2009

DEIN BILD

öffnet Türen, die die Seele verschlossen hält
und dem Lächeln wohnt ein Zauber inne
in die Runenräume geheimer Zeichen fällt
Kupfer für Spürende der Klaubersinne

schüttelt Fenster, die später Sonne Schatten wählt
und Dein Leuchten schlägt die Haut in Bann
zu der Abendweiden verschlungen Federn zählt
Silber der Spähenden aus Fluss dann und wann

wandelt Wände, die ein Titan vergeblich schafft
und die Fugen heilt der Netze Spinne
für die Werbeworte entfernter Atem Kraft
das Gold der Geliebten Schild und Herz gewinne

zeichnet Himmel, welcher Saturn erbrochen hat
seine Sterne fängt der Messer Ringe
Deiner Sänftewonnen zerflossen Steine Blatt
Platin der Sehnsucht Schluchten Wunderdinge

Dienstag, 28. April 2009

Poesie

in der lauten lauten welt
fordert einmal sie
zur ruhe auf

und im schnellen schnellen lauf
hält einmal sie
das tor der stille auf

Samstag, 11. April 2009

Zeit der Birken

(der alte Schnee)

unsre winter/ zogen dahin/
am horizont/ mit brennend fra/gen
alter schnee einst/ kam und verging/
wie feders ziel/ an grauen ta/gen

unsre tränen/ gaben wir hin/
nun eisig haut/ mit schwierend nar/ben
lebend träume/ ließen wir ihm/

der liebe spiel/ in tausend far/ben

doch befreit von/ sieben lügen/
verglommen jetzt
/ die kalte schwü/le
und starben wir/ den tod der dunk/len kühle

Zu kurz dein Schrei/ Du weißt wie schnell/
vergeht ein Tag/ Lass frei dein den/ken
Ein tiefes Leid/ in deine See/le senken

Montag, 29. Dezember 2008

Einladung zu einer Reise


















Meine Feundin/ meine Schwester
einst vereint/ bei wehend’ Hort
einst verwebt wie/ Vogelnester
einst verwandt bei/ mir mit lachend’/ Wort

Zählst dem Lieben/ deine Wunden
gebrannt gemalt/ der Funken Wand
gebannt der Stab/ dunkler Stunden
getilgt dein Bild/ ein and’res Land

Deiner Augen/ weiße Strände
färben sich/ mit buntem Sand
farbig schweift Ge/liebte Ferne
fahrend Lied schenk/ dir ein klingend’/ Band

Harrst der Wogen/ deiner Wellen
tief der Netze/ ewiger Fluss
tief die morgen/hellen Quellen
tief der Gezeit/ verzagter Kuss

Vagabund du/ Dünen entbunden
dein Wille/ weit wehte fort
dein Mut an Win/de gebunden

dein Herz so frei/ zum Bleiben kein/ Ort

Montag, 4. August 2008

Leuchtende

Dein Haar wie Seide unerkannt
der Nächte Schatten unbenannt
Der Morgenröte Tor es taut
Deiner Lippen Aprikosenkleid

übers Wehen Deiner Stirn und Brust
lodert Feuers Braut
Flügel Deiner Lust
Schwingen zu Deiner Alabaster Haut

dann Pflaumen gleicht Dein Zuckermund
des Tages Licht und Lebensrund
und Birnen bricht und Rosen füllt
Dein Herz der Einzigartigkeit


Freitag, 18. April 2008

Ein Mann eine Frau

Ein Mann aus dem Wald, eine Frau in der Stadt. Sie verstehen sich nicht. Welche Geschichte liegt dazwischen?

Ein Mann schreitet durch den Wald. Er trägt schwere Stiefel, Stiefel aus Leder und Fell. Eine grobe Stoffhose, eine dunkle Lederjacke, einen Hut mit Feder. Auf den Bäumen singen lustig die Vögel, Rehe springen


Eine Frau sitzt auf der Parkbank, denkt an Topfblumen, an die frühen Freuden und die frühen Freunde. Sie sieht hinüber zum Teich und beobachtet die Tauben und Enten. Spaziergänger laufen über Wege. Menschen liegen auf Wiesen, spielen mit Bällen und Ringen.

Samstag, 12. April 2008

der Morgen 2

Jede Stunde so viele Gestalten,
wie die Zeit, die sie weit bewegte,

die Zeit die uns bindet,
die Zeit die uns trennt,
meine Rose, Kerze meines Herzens,
ausgegangen, dunkel noch die Dochte.

Dein Bild, Deine Worte.
Mein Aug’, meine Seele,
entzwei – entschuldige mich,
ich werde traurig sein.

Dein Glück, Deine Nähe.
mein Blick, meine Träne,
vorbei – erinnere mich,
ich werde bei Dir sein

Dein Licht, Deine Frage.
mein Schmerz, meine Freude,
herbei – bewahre mich,
wir wollen Freunde sein

Montag, 21. Januar 2008

der Hafen

an den Mündern deiner Ufer
walten Winde meiner Segel
harren meines Bootes Mast
harren meiner Frachten Last

an Gestaden singen Lieder
kräuseln Wasser meine Strudel
heizen meiner Sande Glut
heizen meiner Lande Blut

in Untiefen trüber Tümpel
Wasserpflanzen meiner Nebel
trinken meiner Steine Saft
tränken meiner Tränen Kraft