Sonntag, 6. März 2011

Edelstein im Meer der Kiesel

Du Edelstein schimmerst im Felsen,
darunter ich Kiesel liege.

Leise knirscht der Sand mir und langsam schiebt mein
Bett mich in des Baches kühles Tal, aus den
hohen trauten Wäldern tritt zum Trank
edles Wild zart und bloß auf blanke Flur.

In der lustig Wellen Spiel spiegeln Schuppen
sich, Glitzern Sehnsucht weckt in mir nach Deinem
fernen Schein. Einsam fällt‘s ins Auge
mir, Dunkel schließt mein zitternd Lid zur Ruh.

Nur in Träumen küss' ich Dich, fernes Glück, ich
komm zu Dir und mit Dir nur spreche ich, denn
als einst ich schlief, war ein Samen da, gesät
von Dir, daraus ein Bild es wächst in mir.

Ein Bild gemalt in meinen Sinn, ist gereift
ein Ton, ein Lied gelegt in meinen Geist, in
Deinem Schoß ein Kleinod wacht und lebt
im Tag der Liebe nur ein hoher Traum.

Weiches Wasser morgens kühlt das Herze mir,
gnädig Welle meine kalte Wange küsst,
und der allerhellste Morgenstrahl,
bricht glänzend aus der Wolken klaffend Kluft,

zeigt tausend Kiesel um mich her, Kiesel, ge-
schliffen auf dem Weg zum Meer, zeigt Deinen Fels,
Deinen Ort, in Deinem Licht, gleichsam
in Deinem Glanz erwache ich, ein kalter

Kiesel nur, ein brennend Herz und um mich her
nur grauer Staub der steinern Zeit. So kommt ein
neuer Tag, einer von tausenden
von Tagen in abertausenden von

Jahren, die mich, der einst gebrochen wurde aus
dem tiefsten Steine dort im fernsten Gebirg‘
von dort hierher getragen, gekrochen zu
den golden Füßen Dir. Nun bin ich hier.

Kommt ein Tag, der die Tage mehrt, die ich ge-
blickt ins Firmament, die ich geweint gelacht
wo ich gesehnt gedacht nur Dich, den
Edelstein. Dann warst Du da und in mein

Herz ein Sehnen strahlt, so neu erwacht, ein Strahl
von Dir nur hat es geweckt, so selige
Erinnerung, so nah, ein Funke glimmt,
in mir vor Glück ein lichtes Segel weint.

Der Sonne letzter Schein gleitet in die Dämm‘rung mich, in die
Nacht und sie birgt mein müdes Sehn. Der Tag er
zieht mich weiter fort, der Fels mit Dir,
er steht am festen Ort noch seh‘ ich Dich,

noch sehnt mein Blick Dein nahes Glück, doch Sonne
taucht ins Abendrot und Wasser gräbt ein Bett dem
Tod, ein Abschied noch des Scheidens Schmerz
und Träne bricht stumm aus dem steinern Herz.

Ich muss geh‘n, mich zieht der Bach in mir, doch selbst
im Finstern spür ich Dich und greift mein Geist Dein
Lächeln sich, ein Blitz erhellt die fins-
t‘re Nacht, grell ein Donner schallt und aus den

Wettern, dunkle Winde, hallt ein Schrei, er fällt
den bebend Hain und auch der Fels, entzwei, er
zittert nun in wilder Pein und in
der tiefsten Not, der größten Flut der Fels,

er stöhnt und lässt Dich frei, Du Edelstein, ein Schimmer
nur von Blau ein Hauch, ringsumher, wirft Dich nah
zu mir ins Kieselmeer. All der Schliff
so rund um Dich, glänzt Dir nah, Facetten

scheint Dein Licht, so frei von nah, Dein Lied es klingt
nun fort in mir. Wir hör‘n, wo unsre einig
Seele birgt ein Band und unser Sein
wird innig Ketten gleich, flutend Sand

treibt zwischen uns und unser Wille kreist, denn
listen ab der Erde wir den tausendlan-
gen Weg; doch reicht die eine müde
Kraft für die eine Drehung nur, einzig

möglich hin zu Dir - dringt meine Zeile durch
des Wassers rauschend Klang und blüht sodann für
diesen Sang dein Ohr und greift graue
Muschel Dich mein Herz aus Gram Dein Herz aus

Stein? „Ein trautes Treffen, wie ein Pfeil aus Blut,
ein Augenblick, ein Liderschlag Wange an
Wange, fügt Lippe an Lippe sich
und Poren meiner Kieselhaut spüren

schwärmend hold die Hitze deiner heißen Glut
ein Kuss entführt die Sinne mir, dem Stein und
in die tiefsten Tiefen Deiner Hand
da dring ich ein und öffne Deinen Strahl,

die Wundgeburt sie füllt Dich und mich mit Meer.
Wir zwei sind eins im Strahlenland so bedeckt
von Staub, versteckt von Laub, erkennen sich
im Wogenraum, die Schale schwillt, wir lieben

dämmernd uns im Sonnensand, glücksgekoste
Stunden, klare tiefe funkelnde Saphire“
Noch zwei Spiegel sind‘s eingebettet
zwischen Himmeln und den Wassern. DOCH ACH

die letzte Welle sinkt am leeren Strand,
das Beet bleibt leer und Schweigen tropft aus Furchen
Deiner Spur, Dein Schimmer bricht sein Bann,
verborgen bleibt im Traum, ein Körnchen heiß wo

Du wohl einst gelegt Dein Schattenkleid, von Blu-
men feinst und jetzt so bleich die blaue Träne
Deiner Schönheit weiht, die leise Stimm‘
nur bin ich, im tosend Strudel rauschen

Bäche mein, sie flehn nach Dir, ein traurig‘ Sänger
stummgeweint, so bleib ich hier, ein kaltes Grab,
ein leises Weh, ein Glitzern noch von
weit weit her, mein Boot allein, es treibt so

schwer der Duft zu Regenland und Nebelsee.

Mittwoch, 2. März 2011

dada


(“This month is fit for little” Syvia Plath)

schuldig, der winter
will schuldig, weiße
eiszapfen erhängen sich
glasig an gedenken
 
flüchtig, der raureif
will flüchtig, reifer
dunst, dunkel begatten sie
schweigend schwingen schwäne sich
hinüber, gefroren seen
 
fliehend, der nebel dichter
für immer fliehend